Um den VGL Diversitäts-Test in voller Gänze zu nutzen, muss das Ergebnis in die dazugehörige Datenbank BetterBred.com („besser gezüchtet“) eingegeben werden. Wurde der Test über die Datenbank bestellt, wird das Ergebnis von Betterbred automatisch eingetragen.
Eine Basis Mitgliedschaft ist kostenfrei. Weitere Tools werden freigeschaltet, wenn man dafür monatlich, oder per Anno bezahlt. Kündbar ist dies monatlich und unbürokratisch. Man kann also einen Monat zahlendes Mitglied sein und derweil so viele Testverpaarungen machen und Verwandtschaften einsehen, wie man möchte.
Auch mit einer kostenfreien Mitgliedschaft hat man die Möglichkeit zu rudimentären Testverpaarungen und vor allem zur Übersicht über das Profil eines Hundes. Gerade der so wichtige Outlier Index ist erst hier in der Datenbank zu ersehen.
Es muss per Kreditkarte (keine andere Zahlungsmöglichkeit) bei der UC Davis oder Betterbred geordert werden.
Die Möglichkeit den Ablauf zu verkürzen besteht, indem man eigene Bürsten verwendet. Die so genannten Interdentalbürsten aus dem Drogeriemarkt müssen folgende Kriterien erfüllen:
4 an der Zahl , alle mit eigener Kappe, und zwingend Bürsten für breiten Zahnzwischenraum (also möglichst große, grobe Bürsten).
Der Backenabstrich kann dann zu Hause unter folgenden Bedingungen passieren:
Mindestens 30 Minuten vorher darf der Hund nicht gefressen, getrunken, mit anderen Hunden oder Spielzeug gespielt haben. Es empfiehlt sich direkt nach einer Schlafphase den Abstrich zu machen.
Werden mehrere Hunde getestet (beispielsweise bei einem Wurf), wird empfohlen, erst den Prozess bei einem Hund zu beenden, ehe man den anderen macht. Vorher füllt man am besten schon einmal das Formular aus (Name, Rasse, Geschlecht, Datum).
In jedem Fall muss ein Berühren mit der Bürste von der Menschenhand oder anderem vermieden werden! Es soll ja nur genetisches Material vom Hund abgenommen werden.
Dann wird die Bürste je ungefähr 10 Mal in der Lefze gerollt, wobei möglichst kein Blut durch zu heftiges Reiben die Probe verunreinigen sollte.
Die Bürsten können in ein Glas zum Trocknen gestellt werden. Oft reicht ein wenig wedeln an der Luft, damit durch die Speichelfeuchtigkeit kein Schimmel bei den verschlossenen Bürsten auf dem Postwege entsteht.
Für den Versand empfiehlt sich das internationale Einschreiben, momentan für etwa 7€. Auf dem Umschlag aussen muss die in dem beigefügten Formularen enthaltene Zollerklärung außen aufgeklebt werden und handschriftlich „Value under 10 $“ vermerkt werden.
Je nach politischer Lage ist dann der Test innerhalb von 10 Tagen bis 3 Monaten auf dem Postwege (wir hoffen, diese Zeiten gehören der Vergangenheit an!) im Labor und wird dort zügig bearbeitet.
Den Eingang der Proben erfährt man sofort durch den Account bei UC Davis und per Mail. Meist hat man 4 Tage später schon das Zertifikat im Email Postfach. Das Ergebnis ist dann fertig zum Eintrag bei Betterbred. Wenn man direkt bei Betterbred bestellt hat, wird das Ergebnis dort gleich veröffentlicht, was man vorher bei der Bestellung so bestätigen musste.
Schauen wir uns nun mit dem in den vorangegangenen Teilen Erlernten ein Beispiel- Profil an.
Trotz der Signalfarben versuchen wir weiterhin nicht „wertig“ zu denken.
Der Hund hat keine mit Risiko assoziierten Haplotypen, die aber gleichwohl recht häufig vorkommen. (Über 26 und 58 %.)
Der Outlier Index ist unter dem Rassedurchschnitt von zur Zeit 0,24. Es werden nur wenige seltene Allele, dafür viele sehr häufige vorhanden sein.
Der Outlier-Index (OI) ist ein Maß, wie wertvoll ein Hund für seine Rasse aus Sicht der Erhaltung ist. Er bewertet, wie typisch oder ungewöhnlich ein Hund ist.
Der OI ist geeignet, um den Flaschenhals zu weiten.
Wir sehen in der erweiterten Analyse (freigeschaltet bei bezahltem Account), dass der Hund tatsächlich nur noch 3 seltene Allele hat. Im Vergleich zum Durchschnitt der Rasse (der in der Datenbank mittlerweile repräsentativ vertretenen Großpudel) mit 8 seltenen Allelen, ist das wenig. Dieser Hund müsste also optimal einen Partner haben, der mehr und überdurchschnittlich viele seltene Allele hat.
Des Weiteren sehen wir viele hoch frequente Allele. Wahrscheinlich hatten schon die Eltern nicht mehr viele seltene Allele.
Die AGR ist über dem Durchschnitt, was bedeutet, dass der Hund nur noch mit unter 50 % (hier 41,7 %) dem Rest der Rasse nicht eng verwandt ist. Die Möglichkeiten zur optimalen Verpaarung sind geringer, als bei anderen Artgenossen.
Die genetische Verwandtschaft (GR) misst die genetische Ähnlichkeit oder den Unterschied zwischen zwei Hunden.
Die durchschnittliche genetische Verwandtschaft (AGR) gibt an, wie typisch ein Hund für seine Rasse ist.
Hunde mit niedrigerer durchschnittlicher GR sind weniger typisch für ihre Rasse und haben mehr unverwandte potenzielle Partner.
Hunde mit einer höheren durchschnittlichen GR sind typischer für ihre Rasse und haben weniger unverwandte potenzielle Partner.
Wenn es einen signifikanten genetischen Engpass (Flaschenhals) in der Rasse gibt, kann ein größerer Einfluss des Engpasses (höhere AGR) ein höheres Risiko für rassespezifische Krankheiten bedeuten.
Die Empfehlung hierbei: Züchten auf einen niedrigeren AGR als den des Rassedurchschnitts.
Gleichwohl ist die Internal Relatedness in einem sehr guten Bereich bei -0,03. Glück gehabt: es wurden viele unterschiedliche Gene von den Eltern vererbt, und/ oder sie waren wenig genetisch verwandt, obwohl sie beide wahrscheinlich aus der Mitte der Population stammten. Der Hund hier ist relativ heterozygot.
Interne Inzucht, allgemein als Homozygotie bezeichnet, liegt vor, wenn es in den Familien beider Elternteile viele gleiche Vorfahren gibt.
Wilde Populationen haben Spielräume, die Fortpflanzung ohne negative Auswirkungen für einige Generationen ermöglichen. Bei geschlossenen Populationen tauchen vermehrte Krankheiten und verminderte Reproduktion auf.
Interne Verwandtschaft (IR) ist ein Maß, das bei geschlossenen Populationen wie Hunderassen sehr häufig verwendet wird, um Inzucht zu beurteilen, und das für geschlossene Populationen wie Hunderassen als am besten geeignet angesehen wird.
Homozygotie nach Locus (HL) ist ein Maß, das entwickelt wurde, um Populationen mit wenig neuer Genetik besser beurteilen zu können.
Eine niedrige IR bedeutet demnach ein geringeres Risiko für rezessive Krankheiten, sowohl bekannte als auch unbekannte.
Alle Tiere tragen einige Mutationen (meistens sind schädliche Mutationen rezessiv); so erhöht Inzucht das Risiko für Nachkommen, diese Krankheiten zu erwerben.
Nicht alle Inzuchthunde sind automatisch krank: die Verpaarung eines Inzuchthundes mit einem anderen führt nicht immer zu Inzuchtwelpen - wenn zwei Inzuchthunde nicht miteinander verwandt sind, können ihre Welpen durchaus sehr heterozygot sein.
Die Prozentangaben der Herkunft (ancestry) geben ein ungefähres Bild des Abstammungs- Hintergrunds eines Hundes, so, wie er von beiden Eltern geerbt wurde.
Einige Rassen haben viele unterschiedliche Abstammungs-Richtungen, während andere nur eine geringe genetische Variation aufweisen.
Diese Aufschlüsselung gibt Züchtern eine andere Perspektive auf die Abstammung ihres Hundes.
Hunde mit einer höheren ungewöhnlichen Abstammung als der Rassedurchschnitt neigen dazu, zwei Elternteile zu haben, die für die Rasse ungewöhnlich sind.
Hunde mit einer höheren mittleren Abstammung als der Rassedurchschnitt neigen dazu, eine ausgeglichenere Genetik zu haben, nicht zu häufig und nicht zu selten.
Hunde mit einer höheren typischen Abstammung als der Rassedurchschnitt haben wahrscheinlich zwei Elternteile mit mehr Flaschenhals-Einfluss.
Hunde mit mehr "gemischter" Abstammung als der Rassedurchschnitt haben wahrscheinlich einen Elternteil, der ungewöhnlich ist, und einen, der eher typisch ist.
Jeder Hund hat Werte, die für größeren oder geringeren eigenen Nutzen, für den der Rasse, für deren nächsten Wurf sind. So wie jeder Hund phänotypisch Vorzüge und Nachteile hat. Es gibt Gott sei Dank kein perfektes Individuum. Das darf man nicht müde werden zu erwähnen. Wir sollen aber aggressiver in Richtung Lockerung des Flaschenhalses züchten. Möglichst mit unserem nächsten Wurf für die Welpen als Individuen das Bestmögliche anstreben, um dann auch aus diesen Welpen etwas für den Fortbestand der Rasse zu tun.
Soll heißen, wir wollen natürlich Nachkommen mit geringer Inzucht, so dass der spezielle eine Welpe gute Voraussetzung zu einem gesunden Leben hat. Aber wir müssen auch sehen, was dieser nächste Wurf für die Rasse und den Flaschenhals bewirkt. Beide Faktoren sind beim eigenen Zuchtziel immer als Grundlage zu sehen. Nutzen für den Wurf, Nutzen für die Rasse.
So dürfen wir uns nicht schlicht Outlier zur Paarung von Nicht-Outliern nehmen, sondern müssen dringend darauf achten, dass weiterhin Outlier auch in Zukunft zur Verfügung stehen.
Wenn wir also einfach gesprochen beispielsweise einen Hund haben, der wenig seltene Gene hat, und einen anderen, der viele hat, und diese miteinander verpaaren, werden wir Welpen bekommen, die mittelviele seltene Gene haben. Diese werden sich bei dieser Strategie immer weiter verringern und schließlich nicht mehr vorhanden sein.
Demzufolge müssen wir auch Outlier (viele seltene Gene außerhalb der Haupt-Population) mit Outrieren verpaaren. Sind diese beiden dann ein wenig näher miteinander verwandt, als wir eigentlich wünschen, ist die IR bei den Nachkommen zu vernachlässigen. Die IR kann innerhalb einer Generation schnell wieder berichtigt werden, der OI nicht. Verlorene seltene Gene sind ausgestorben.
Vor diesem Hintergrund schauen wir uns Testverpaarungen an. Durch diese erkennt man eindrucksvoll, wo der eigene Hund in der Population tatsächlich steht.
Gerade solche, die wir real nie machen würden (Geschwister, Farben, etc.) geben sehr guten Aufschluss und schulen unser Know-How mit dem Werkzeug VGL Test.
Als erstes Beispiel einer Verpaarung von zwei Halbgeschwistern. Von den riskanten Haplotypen einmal abgesehen, währen diese beiden Vertreter sogar „nur“ eine Kategorie 5. Genetisch also nicht Halbgeschwister, sondern Cousins 1. Grades. Tatsächlich ist es auf Grund der genetisch engen Population der Großpudel so, dass eher von engeren Verwandtschaften als anhand von Ahnentafeln vermutet auszugehen ist. Überraschungen gibt es aber immer wieder.
Schaust Du nicht rein, weißt Du nicht was drin ist.
Und tatsächlich bestätigt eine andere Testverpaarung, dass in diesem Fall Voll- und Wurfgeschwister eine Kategorie 2 wären. Die Nachkommen hätten mit einer sehr großen Bandbreite eine hohe Durchschnitts-IR von 0.30, die aber auch gut bis nach 0.62 durch die Decke gehen könnte.
Zurückgehend auf den in Teil 1 erwähnten und für nicht nützlich erkannten Inzuchtkoeffizienten, sehen wir uns eine Verpaarung an, die anhand des Pedigrees und Koeffizienten optimal erscheint.
Farblich „passt“ es hier genauso, wie Temperament, Exterieur und Optimierung des Rassestandards.
Die Testverpaarung offenbart überraschend anderes: die beiden Hunde sind eine Kategorie 5, was der genetischen Verwandtschaft von Cousinen 1. Grades entspricht.
Ebenso wie bei oben genanntem Beispiel der Halbgeschwister.
Warum man eventuell doch unter der (aktuell bei den Großpudeln auf Grund der genetischen Enge) angestrebten Kategorie 10 bleiben kann, zeigt das nächste Beispiel.
Zwei andere, optimal ausgesuchte Hunde haben nicht nur Abstammungen aus unterschiedlichen Ländern und „Linien“, was der Inzuchtkoeffizient von 0,78% auf 10 Generationen vermeintlich zeigt. Wir erwarten also eine Kategorie 10.
Tatsächlich sind diese beiden miteinander verwandt wie Halb-Cousinen, eine Kategorie 6.
Argumente für eine Zucht dieser beiden Hunde sind jedoch die ausgesprochenen Outlier- Qualitäten BEIDER Hunde. Beide stammen außerhalb des Flaschenhalses, beide haben viele seltene Gene. Sie werden Outlier mit vielen seltenen Genen produzieren, mit Glück sogar Welpen dabei haben, die noch mehr seltene Gene als ihre Eltern haben.
Und obwohl die Eltern recht eng verwandt sind, können durchschnittlich gute Inzuchtwerte bei den Nachkommen vorkommen. Da hier aber der Bereich relativ groß sein wird -0.27 bis 0.37), empfiehlt es sich dringend den Wurf komplett zu testen und daraus dann die Besten im Bereich IR und OI zu selektieren und zur Weiterzucht zu verwenden.
Wären beide Eltern, oder auch nur einer, nicht derartige Outlier, würde man von der Zucht abraten, oder müsste andere Argumente finden, die für eine Zucht greifen.
Selbst wenn, wie im nachfolgenden Beispiel, zwei männliche Wurfgeschwister als Partner für eine Hündin in Frage kommen, lohnt sich der Blick in die Genetik. Zur Erinnerung: beide - in dem Fall die Rüden - haben ja den selben Inzuchtkoeffizienten mit der potentiellen Hündin.
Wir wissen nunmehr, dass selbst innerhalb eines Wurfes die Spanne der Genlotterie enorm sein kann.
So ist ein Bruder eine Kategorie 10, während der andere bereits wieder enger verwandt ist mit der Hündin und eine Kategorie 9 ist. Gleiches Pedigree, gleiche Eltern, gleicher Geburtstag und Koeffizient.
Einerseits dadurch, wie zuvor beschrieben, indem wir Outlier Hunde miteinander verpaaren. Der kurze Weg. Die lange Distanz wäre immer wieder gezielt auf einzelne seltene Gene zu schauen und diese „mitzunehmen“, was sowieso gemacht werden muss, damit diese nicht aussterben.
Das Problem der engen Genetik ist wie nun oft erwähnt hausgemacht. Durch Linienzuchten in Farbe, Champions, Vereinszugehörigkeit und seit Mitte letzten Jahrhunderts auch durch das Separieren der Größen. Bis dahin waren Klein- und Großpudel durchaus übliche Zuchtpartner.
Wir sehen heute noch in den Kleinpudeln, die genetisch eine Rasse mit den Großpudeln bilden, seltene Genetik, die wir uns wieder zunutze machen können. Dass die Struktur dabei nicht auf der Strecke bleiben darf ist selbstredend. Aus Zuchten aus Übersee wissen wir, dass spätestens nach 2-3 Generationen das Erscheinungsbild in den Großpudel-Nachkommen keine Kleinpudel mehr vermuten ließe.
Die Elterntiere haben beide, auch der Großpudel, nicht häufig vorkommende Haplotypen. Die Werte der Nachkommen lägen bei durchschnittlich (!) 0.40 im Oultierbereich, mit Möglichkeit bis zu 0.69. Da die Eltern nicht verwandt sind, wären auch die Inzuchtfaktoren fantastisch.
Die Nachkommen dieser Hunde sind für die Zucht der gesamten Rasse Großpudel von sehr großem Wert. Der Wurf selber durch wenig Risiken behaftet und somit die beiden Hauptzuchtziele, gesunder Wurf und Wert für die Rasse, voll erfüllt.
Die nächste Generation wäre dann weiter mit dem Erhalt der seltenen Allele beschäftigt, hätte aber keine Probleme potentielle Partner zu finden, mit der die Struktur wieder verbessert werden könnte.
(Für das Protokoll:
Genetisch sind Groß- und Kleinpudel noch immer dieselbe Rasse. Bis Mitte letzten Jahrhunderts gab es züchterisch keine Einschränkungen zwischen den beiden Größen.)
Wenn ich die Eltern teste weiß ich ja nun, möchte man meinen, was heraus kommt. Ja. Und Nein.
Ich kenne nur die Durchschnittswerte des Wurfes, die Spannbreite der Werte, die Wahrscheinlichkeiten. Ich kenne nicht die Werte eines Welpen konkret.
Durch komplett getestete Würfe wissen wir aber, dass es gut und gerne beeindruckende Ausreißer gibt, dass gerade der Hund, den ich für die Weiterzucht vorgesehen habe, vielleicht viel weniger genetisches Potential mit sich bringt, und umgekehrt. Das muss in Überlegungen zur Abgabe der Welpen aber mit einfließen.
Auch wird nach Möglichkeit nicht nur ein einziger Welpe zur späteren Zucht gewählt. Wenn es die Umstände zulassen, platziere ich die Nachkommen so, dass spätere zuchtausschließende Faktoren (früher Tod, gesundheitliche oder verhaltensrelevante Einschränkungen, etc.) die Pläne nicht torpedieren. Dafür sollte man am besten mehr als ein „Eisen im Feuer haben“.
Weiter werden zum Einen seltenere Gene nur dann weiter präserviert, wenn wir von den Nachkommen auch Gewissheit haben, wer sie trägt und somit weiter vererbt. Nur so wissen wir wieder bei der nächsten und übernächsten Generation, wie wir wen mit wem verpaaren und wen wir vielleicht lieber nicht oder ganz anders züchten.
Darüberhinaus sollte zudem von Risiken weggezüchtet werden. Beispielsweise wäre zu wünschen, dass die bekannten Risiko-Haplotypen nicht mehr so häufig vorkämen.
Idealerweise teste ich also den gesamten Wurf, um mir ein möglichst vollständiges Bild zu schaffen. Wenn einzelne Hunde bereits sehr hervorstechen, sei es ausschließend oder positiv, so kann es möglicherweise auch reichen nur 3, oder 5 der Welpen zu testen und dementsprechend zu platzieren. Also entweder behalten, oder zur weiteren Zucht abgeben. In jedem Fall kann man den künftigen Haltern mehr Informationen über ihren Hund mitgeben.
Bei nicht wenigen Verpaarungen ergeben sich einige Risiken, die man ad hoc nicht ausschließen kann. Man muß mit den Hunden züchten, die nunmal da sind. Passt ein Paar hervorragend zusammen, argumentiert man mitunter (s.o.) für die Zucht, hat dann aber entsprechend viele Risikofaktoren, mit denen man eben umgehen muss.
So sollte dann aus den Nachkommen das beste Potential selektiert werden, damit sich diese Risiken nicht immer wieder und weiter anhäufen. Der gesamte Wurf sollte getestet werden.
So geschehen bei der nächsten Verpaarung. Ein wunderbares Pärchen, das vom Wesen, Struktur, Anlage, Größe, hervorragend zusammen passte.
Kategorie 10, ebenso wie der Outlier Index und die Inzuchtwerte des Wurfes sind Werte, die man gerne nehmen möchte.
Mit dem Risiko Haplotypen 1003/2001 (Hündin - volles Risiko) und dem in Kombination mit 1006/2004 (Rüde) und 1006/2007 (Hündin), würden aber keine Welpen komplett ohne Risiko- Haplotypen entstehen.
75 % der Nachkommen würden ein „volles Risiko“ mitbekommen; entweder die Kombination der 1006/ 2004 - 1006/2007, oder den 1003/2001.
25 % der Nachkommen bekämen nur „ein halbes“ Risiko mit, also einen der Kombi-Risiko-Haplotypen, so dass man bei ihnen bei der späteren Verpaarung wieder darauf achten müsste, einen Partner ohne diesen Kombinator zu finden.
Immerhin hätten auch 25 % der Welpen Chance auf den „schicken“ Haplotypen des Vaters, vermutlich aus längst vergangenem Kleinpudel-Erbe transportiert, äußerst selten und damit zu bewahren.
Um bei diesen Hunden die weitere Zucht möglichst weg zu bewegen von den bekannten Risiken, wurde eine komplette Testung des Wurfes und dann Platzierung der Welpen gemacht.
Selbst wenn später ein Hund aus diesem Wurf wider Erwarten doch gezüchtet wird, obwohl er dafür nicht vorgesehen war, kennt man nun die Risiken und kann sie durch geschickte Partnerwahl reduzieren.
Die in Betterbred angewendeten Kategorien zur Einteilung der Verwandtschaftsgrade.
Auf Grund der Enge der genetischen Population werden wir immer wieder mehr als überrascht von der Verwandtschaft, oder eben Nicht-Verwandtschaft von Hunden. Es ist schlicht nicht möglich anhand von Ahnentafel, Herkunftsland, Größe, Struktur, oder auch nur der Farbe den verwandtschaftlichen Bezug zweier Hunde zu ersehen!
Leider muss hier den alteingesessenen Einfarben-Züchtern (und dem gesamten kynologischen Verband) der Zahn gezogen werden, dass die Mehrfarben mit ihren Hunden weniger verwandt sind, als eben andere Einfarben. Die DNA lügt nicht.
In der Abbildung sieht man die Kategorien unterschiedlichster Großpudel und ihre Verwandtschaft zueinander.
Beispielsweise ist eine braune Hündin und eine Mehrfarben-Hündin eine Kategorie 5. Ein silberner Großpudel (mehrere Vorfahren- Generationen in Osteuropa gezogen) und ein Mehrfarben- Hund (mit zwei Vorfahren aus USA) sind ebenfalls eine Kategorie 5.
Ein schwarzer GP (aus langer deutscher Abstammung) und ein weißer GP (aus Polen): Kategorie 6.
Weiter eine Fawn Hündin (Outlier „Linie“ mit einigen Vorfahren aus Osteuropa) und eine Mehrfarben- Hündin (Vorfahren aus Europa und USA): Kategorie 6.
In der Tabelle sind Großpudel aller Farben und Herkünfte vertreten!
Man kann definitiv nicht anhand von Ahnentafeln auf genetische Verwandtschaft schließen, dafür ist der Flaschenhals bei der Population der Großpudel schlicht zu eng. Zu oft läge man ohne Test gewaltig daneben. Positive Überraschungen gibt es leider immer seltener. Und es wird immer schwieriger werden, wenn wir nicht alle Anstrengungen unternehmen, diesen zu entzerren.
Die Mehrfarben-Großpudel im Besonderen, aber auch die einfarbigen, stehen vor gewaltigen Problemen bei der Weiterzucht, die nebenbei bemerkt nicht durch die Restriktionen der Vereine untereinander vereinfacht wird, die ja eigentlich den Fortbestand einer Rasse gewährleisten sollen.
So schließen viele Züchter, dass sie „den Genpool erweitern“ können, indem sie Einfarben nutzen. Der Glaube, dass diese Hunde nicht eng mit den „Partis“ verwandt seien, könnte falscher nicht sein. Wir kennen viele Beispiele aus Testverpaarungen. So ist es auch zu sehen in den in Verwandtschaftsverhältnissen bei Betterbred.
Genau das Gegenteil könnte mitunter bewirkt werden: Auftauchen von Autoimmunerkrankungen in vormals unauffälligen Zuchten gerade durch die schier naive Zucht nur anhand von Pedigrees. Vermeintlich nicht verwandte Hunde, die vielleicht gerade durch Potenzieren von (weil ungetestet) unerkannten Risikofaktoren keine Erweiterung des Genpools mitbringen, sondern eben das ungewollte Gegenteil.
Die Chancen stehen mehr als gut, dass mit der gut gemeinten Einzucht der Einfarben der „Genpool“ genauso weiter verengt, wie bisher. Das auch noch bei einer Farbe, die sowieso kaum noch Möglichkeiten zur Weiterzucht hat.
Gut gemeint, aber nicht gut gemacht.
Allenthalben kann man mit Glück davon ausgehen, dass Strukturverbesserungen im Exterieur passieren, mehr aber auch nicht.
Beispiel einer Testverpaarung eines Mehrfarben-Pudels mit einem einfarbigem Braunen.
Niemals hätte man eine Kategorie 5 erwartet.
Ein Beispiel von sehr vielen.
Wenn jemandem auch nur einen Bruchteil der Reihe „Wege aus dem Flaschenhals“ plausibel erscheint, mag man mit Sicherheit nicht mehr auf das Werkzeug VGL Test verzichten, oder mithin einen anderen Diversitätstest machen.
Die UC Davis, die durch und mit den Großpudeln Pionierarbeit in Bezug auf Autoimmunerkrankungen geleistet hat, in Kombination mit der hervorragenden Datenbank Betterbred, sind alternativlos auf dem Markt.
Aus Verantwortung unseren Hunden und ihrer gesamten Rasse gegenüber müssen wir alles uns zur Verfügung stehendes Wissen aus allen bekannten Informationsquellen nutzen und sollten nur mithilfe des VGL züchten.
P.S.:
Wer sich weiter informieren möchte, wer des Englischen nicht sicher ist, Schwierigkeiten bei der Übersicht hat, nicht weiß wie man einen Backenabstrich macht, oder falls es Unsicherheiten bei der Analyse gibt, und für alle anderen Eventualitäten; für den bin ich nach wie vor gerne und freiwillig unter meinen Kontaktdaten zu erreichen.
Auf meiner Homepage sind alle drei Teile in vollem Umfang (und noch einigem mehr) einzusehen.
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